Keine Perspektiven für freischaffende Künstler*innen der darstellenden Künste in Hamburg

Stellungnahme des Dachverbandes freier darstellender Künste Hamburg anlässlich der Projektförderungen für die Spielzeit 16/17 der Kulturbehörde Hamburg

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Am 01. Februar gab die Kulturbehörde Hamburg die Entscheidungen über die Projektförderung für die Spielzeit 2016/17 über insgesamt 565.000 Euro bekannt.

Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler schreibt in ihrer Stellungnahme: „Wir sind uns sicher, dass die ausgewählten Projekte das breite Spektrum der freien (Musik-) Theater, Tanz und Performanceszene Hamburgs hervorragend vertreten werden.“ und weiter: „..diese künstlerisch hervorragenden Projekte sind eine wesentliche Grundlage für das kulturelle Leben in dieser Stadt.“

Im letzten Jahr äußerte sich die Kultursenatorin anlässlich der damaligen Förderentscheidungen folgendermaßen „Wie in den meisten Kulturbereichen könnte selbstverständlich auch hier die Summe gerne noch höher sein, weshalb wir auch weiterhin nach Möglichkeiten suchen werden, die Förderungen, insbesondere auch für die freie Szene zu verbessern“. Hamburger Abendblatt 17.2.15

Mitnichten können wir Verbesserungen erkennen, im Gegenteil:
In diesem Jahr wurde das gesamte Fördervolumen von zuvor 625.000 auf 565.000 Euro gekürzt. Und wir sind uns sicher, dass es UNMÖGLICH ist, mit dieser Fördersumme die Potenziale der freien Szene in der Stadt abzubilden.

Potenziale der Szene werden nicht gefördert

2010 gab die Kulturbehörde eine Studie bei der Professur für Theaterforschung an der Universität Hamburg in Auftrag, welche als „Potenzialanalyse der freien Theater- und Tanzszene in Hamburg“ veröffentlicht wurde. Vor 5 Jahren schon konstatiert darin Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll:

„Die Freie und Hansestadt Hamburg hat ein großes Potenzial auf dem Gebiet ihrer freien Theaterszene. (…) Doch dieses Potenzial ist heute massiv gefährdet. Andere Städte, Bundesländer und das Ausland bieten bessere Arbeitsbedingungen, flexiblere und nachhaltige Förderinstrumente und eine größere Öffentlichkeit.“

Seit Jahren fordern wir die politischen Vertreter*innen und Behörden dazu auf, den Forderungen der Potenzialanalyse zu folgen und den freischaffenden Künstler*innen endlich die Strukturen und Gelder zur Verfügung zu stellen, welche ihrer Arbeit angemessen wären. Will Hamburg Anschluss an die nationale freie Theater- und Tanzszene (von der internationalen bleibt vorerst nur zu träumen), so sind weitere Umstrukturierungen der Förderinstrumente und eine massive Aufstockung der finanziellen Mittel unumgänglich. Dazu gehören die Trennung der Förderung von künstlerischen Projekten und allgemeinen Produktions-Strukturen, eine Erhöhung der Projektförderung auf mind. 1 Million Euro, die verbindliche Einhaltung von Honoraruntergrenzen und die Erhöhung der Produktionsmittel der freien Spielstätten.

Unhaltbare Förderbedingungen

Wir begrüßen sehr, dass die Fördervolumen einzelner Projekte – insbesondere in den Bereichen Sprechtheater, Musiktheater und Performance – angestiegen sind und somit unseren Forderungen der Berücksichtigung von Honoraruntergrenzen entsprochen wurde. Die Einhaltung der Honoraruntergrenze kann aber nur Hand in Hand mit einer Erhöhung der finanziellen Mittel gehen.

In Hamburg ist das Gegenteil der Fall: Mit Schrecken müssen wir feststellen, dass in diesem Jahr das gesamte Fördervolumen von zuvor 625.000 auf 565.000 Euro gekürzt wurde. Diese Kürzungen wurden weder durch die Kulturbehörde angekündigt, noch nimmt die Presseerklärung der Kulturbehörde dazu Stellung. In diesem Zuge wurde offenbar das Förderinstrument der Konzeptionsförderung – die einzige längerfristige, über 3 Jahre angelegte finanzielle Sicherung der künstlerischen Arbeit – vorerst ausgesetzt. Nur die Antragsteller*innen erhielten eine Nachricht, dass erst zum Monatsende über die Finanzierung der Konzeptionsförderung entschieden werden kann (die Juryentscheidung scheint indes bereits gefallen).

All diese finanziellen Fakten verunsichern die seit Jahren unterfinanzierte freie Szene zutiefst und erhöhen den Druck auf die ohnehin prekär ausgestatteten Künstler*innen. Zusätzlich verschärft sich die Situation vor Ort, wenn vermehrt Künstler*innen gefördert werden, deren Lebensmittelpunkt nicht Hamburg ist. Die viel zu knapp bemessenen Projektmittel schaffen in Hamburg seit Jahren eine unhaltbare Situation und entziehen vielen Akteuren ihren ohnehin geringen Handlungsspielraum.

Hamburg als Standort-Nachteil

Hamburg als Lebensmittelpunkt für freischaffende Künstler*innen in den darstellenden Künsten ist somit ein Standortnachteil. Die vollkommen unzureichende Grundversorgung und Projekt- Fördersituation der Freien und Hansestadt Hamburg trennt die hier lebenden Akteure von über Hamburg hinausreichenden Förderungen und damit von einer nationalen und internationalen Aufmerksamkeit ab. Dass Hamburger Künstler*innen durchaus anschlussfähig sind, zeigen etliche individuelle Biographien von Kollektiven und Einzelpersonen, die in Hamburg ihre Karriere begannen. Die meisten von ihnen haben die Stadt aber schon seit langem verlassen um in Berlin und ganz Europa ihre wohl verdienten Früchte zu ernten.

Der nationale Anschluss ist verloren

Wie wichtig es ist, auch die freie Kunst- und Kultur-Szene adäquat mit Fördermitteln auszustatten, zeigt Berlin: Dieses Jahr steigen dort die Mittel des gesamten Kulturhaushaltes um 6,8% und im kommenden Jahr erneut um 10,4 %. Dabei fließen zusätzliche Mittel von 7,5 Mio. Euro 2016 und weitere 9,5 Mio. Euro in 2017 dezidiert in die freie Szene, zusätzlich zu den erhöhten Mitteln aus der City Tax von 10 Mio. Euro für 2016 und 12 Mio. Euro 2017.

Berlin hat erkannt, dass die freie Szene nur national und international agieren kann, wenn die finanzielle Grundversorgung gesichert ist. Dort können inzwischen durch die erhöhten und gesicherten Mittel die Honoraruntergrenzen für freischaffende Arbeit in den Künsten eingehalten werden und gleichzeitig auch mehr Projekte gefördert werden.

Wie erfolgreich die Berliner Kulturpolitik damit ist, zeigt sich u.a. auch in den Entscheidungen zur Projektförderung in Hamburg. So gelingt es Künstler*innen, die in Berlin leben und in beiden Städten arbeiten, ohne weiteres auch in beiden Städten Projektgelder zu beantragen und Förderungen zu erhalten. Wer hingegen in Hamburg lebt, leidet unter den schlechten Produktionsbedingungen vor Ort.

Forderungen zur Förderung

Dies zeigt, dass nur ein differenziertes Fördersystem, die Erhöhung von Projektmitteln, gezielte Spitzenförderungen und eine professionell ausgestattete Infrastruktur es ermöglichen, dass Künstler*innen und Künstler auch in Zukunft noch in Hamburg leben und arbeiten können. Eine Förderung der Hamburger Künstler*innen durch Bundesmittel oder gar Gelder der Europäischen Union ist ohne diese Grundlage nicht möglich. All diese Gelder werden auch in Zukunft an Hamburg vorbeifließen, sollten sich die Ausgangsbedingungen von Ort nicht grundlegend ändern.

Eine langfristige Umsetzung der Forderungen und Empfehlungen aus der Potenzialanalyse ist unumgänglich, wenn Hamburg zukünftig auch im Bereich der freien Tanz- und Theaterszene seine größtenteils brachliegenden Potentiale nutzen möchte und überregional wahrgenommen werden will.

 

Aus diesen Gründen fordern wir:

  1. Erhöhung des Produktionsmitteletats ab dem Haushalt 2017 auf mind. 1 Mio. Euro
  2. Alle Gelder der Kultur- und Tourismustaxe müssen zu 100% in die Kulturförderung fließen
  3. Eine Aufstockung des Elbkulturfonds
  4. Trennung von Projektmitteln und Strukturmitteln:
    Einführung von gesicherten Struktur-Förderinstrumenten: Geschäftsstelle DfdK / Aufbau von zeitgemäßen eigenorganisierten künstlerischen Präsentations- und Vernetzungsstrukturen, Ausbau der Basisförderungen )
  5. Adäquate finanzielle Förderung von Proben- und Arbeitsräumen für die Akteure der freien Szene
  6. Eigene Haushaltstitel für alle Förderinstrumente der freien Szene um die Arbeit der Künstler*innen langfristig zu sichern
  7. Etablierung einer Spitzenförderung über die Konzeptionsförderung hinaus
  8. Sukzessive finanzielle Stärkung der Festivals der freien Szene (hauptsache frei / dancekiosk / stimme x)
  9. Einführung einer zweimaligen Antragsfrist im Jahr

gez. der Vorstand des Dachverbands freie darstellende Künste in Hamburg,
Kaja Jakstat, Jonas Leifert, Susanne Reifenrath, Barbara Schmidt-Rohr

Postscriptum

Wir fordern die Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler und alle kulturpolitischen Vertreter*innen ausdrücklich auf, für die Kulturschaffenden in der Stadt bei den Haushaltsverhandlungen zum Doppelhaushalt 17/18 deutlich Partei zu ergreifen. Die unabhängige Jury hatte im letzten Jahr einen Kommentar zur Fördersituation verfasst, was in anderen Bundesländern üblich ist und den wir als wichtigen, auch überfälligen Schritt hin zu mehr Transparenz begrüßt haben. In diesem Jahr ist ein solcher Kommentar nach Angabe der Kulturbehörde wieder nicht geplant.

Keine Perspektiven für freischaffende Künstler*innen der darstellenden Künste in Hamburg

169 Gedanken zu “Keine Perspektiven für freischaffende Künstler*innen der darstellenden Künste in Hamburg

  1. Wie können wir als Künstler*innen arbeiten? Wie, meint die Stadt, sollen wir
    arbeiten? Qualitative Kunst entsteht durch Kontinuität und ein Gefühl der
    Wertschätzung und Unterstützung – durch Abbrüche, Krisen, Sackgassen können wir
    uns nicht weiter entwickeln, sondern entscheiden im Zweifelsfall nicht mehr als
    freie Künstlerin in HH zu leben. Wieder eine weniger! Und der nächste hat schon
    seine Sachen gepackt. So viel Potential wird aus der Stadt gejagt! Wir wollen hier nicht vereinsamen! Ella Huck/Dorothea Reinicke & Hajusom e.V.

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  2. Felix Kubin schreibt:

    Wenn hier nicht bald gehandelt wird, gibt’s nicht nur einen Leerstand an Gebäuden, sondern auch an Künstlern. Man kann sich gegenseitig angähnen.

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  3. Mark Rabe (Dramaturg, Regisseur, Produzent - Hamburg) schreibt:

    Ich begrüße die Forderungen des DfDK in Hamburg, aber bei diesem schriftlichen Unterstützungsblog darf es natürlich nicht bleiben, obwohl die Schärfe in der Stellungnahme endlich den richtigen Ton anschlägt, den der Vorstand des DfDK Hamburg in seiner letzten Zusammensetzung für diese allzu bekannten Forderungen m.E. nicht gefunden hat.
    In einer parlamentarischen Demokratie geht es bekanntlich um Mehrheiten, Koalitionen und Allianzen im politischen Raum, die die freie Szene – in der darstellenden und/oder bildenden Kunst – in Hamburg nicht hat – und nie dauerhaft hatte. Diese traurige Feststellung, die ich durch eine von mir am monsun theater Hamburg 2014 initiierte und moderierte Podiumsdiskussion über „Experimentelles Musiktheater in Hamburg. Wie kann die freie Musik- und Theaterszene innovativ werden?“ vor allem mit dem klugen und kenntnisreichen Beobachter der Hamburger Verhältnisse, Reinhard David Flender, gewonnen habe, muß der Ausgangspunkt für ganz neue Aktivitäten in ganz ungewohnte Richtungen sein, um dringend benötigte Mehrheiten, Koalitionen und Allianzen im politischen Raum für die freie Theaterszene in Hamburg fruchtbar machen zu können. Die traurige Feststellung betrifft nach meinem Besuch der kulturpolitischen Elefantenrunde im Lichthof Theater Hamburg kurz vor der letzten Bürgerschaftswahl Anfang 2015 auch die Tatsache, daß die von uns mitgewählten kulturpolitischen Sprecher der in der Hamburgischen Bürgerschaft antretenden Parteien leider relativ hilf- und zahllos zu sein scheinen, unsere vitalen Interessen auf breiter Basis durchzusetzen, da die entscheidenden Fragen der Etats für freie Kunst nicht entscheidend von den Hamburger Kulturpoliltikern beeinflußt werden können, sondern die Wirtschafts- und Finanzbehörde der Adressat unseres Protestes sein muß.
    So sympathisch und verständnisvoll etwa Norbert Hackbusch (DIE LINKE) oder Isabella Vertes-Schütter (SPD) sind, bezogen auf unsere jahrzehntelange und strukturelle Unterfinanzierung sind sie offenbar alle nur Papiertiger (wenn nicht gar gegen eine auskömmliche Förderung wie der FDP-Vertreter), die den Kampf gegen die Windmühlen der Hamburger Finanz- und Wirtschaftssenatoren einfach nicht gewinnen können!
    Freie Künstler sind und waren immer auf fachlich überzeugende, schillernde Intellektuelle an der Spitze der Kulturverwaltung angewiesen (Richard Erny in Bochum; Hilmar Hoffmann in Frankfurt/Main), damit eine Szene überhaupt zum Blühen gebracht werden kann, aber an dem tatkräftigen Durchsetzungswillen mangelt es leider auch unserer Kultursenatorin, Frau Kisseler, weil wir auch in ihr leider keine gewichtige Lobby haben, die man in Hamburg fürchten müßte. Die großen Kunstinstitutionen sind in Hamburg immer viel wichtiger (gewesen). Es mag absurd klingen: Aber da der weitaus größte Batzen an Fördermitteln für Kunst in die 4 großen Häuser – kampnagel, Staatsoper, Thalia Theater und Schauspielhaus – geht, sollten wir als freie Theatermacher versuchen, Georges Delnon, Joachim Lux und Karin Beier für unsere Belange zu interessieren, weil die Vertreter der Staatstheater – im Gegensatz zu uns – in Hamburg sehr wohl gehört und respektiert werden, um aus dem Bereich der hiesigen Institutionen ggf. die für die aktuellen Forderungen wichtigen Anwälte an unsere Seite (oder hinter uns) einzuladen, ohne die es keine Mehrheiten, Koalitionen und Allianzen im politischen Raum für die freie Theaterszene in Hamburg geben wird.
    Amelie Deuflhardt hat diese Strategie mir gegenüber leider schon als für sie unrealistisch abgetan, dabei ist die Rolle kampnagels bzgl. der desolaten Situation nicht gerade ruhmvoll. Denn mit den Millionen des Hamburger Senats an kampnagel scheint man vonseiten der Politik bereits alle sonstige bedarfsorientierte Förderung für freies Theater aus Hamburg irgendwie im großen und ganzen abgegolten zu haben. Aber eine an den Bedürfnissen der freien Hamburger Theaterschaffenden nachhaltig interessierte, geschweige denn: orientierte, Förderung findet unter Amelie Deuflhardt auf kampnagel leider nicht statt! Wenn man als freie Gruppe aus Hamburg überhaupt auf kampnagel auftreten kann, darf man ab der Premiere nach nur lächerlichen 3 Abenden ja wieder gehen! So lange das Augenmerk (und der politsche Auftrag an die kampnagel-Intendanz) viel deutlicher national und international ausgerichtet ist, und es etwa keine Residenzen im Bereich Schauspiel/Performance und Musiktheater mit mehrjähriger Entwicklungsperspektive dort gibt, werden wir von den vielen Millionen, die die Hamburgische Bürgerschaft für den Bereich „freies Theater“ nachweislich nach kampnagel gibt, nicht profitieren, wie wir es gemäß den Forderungen des DfDK Hamburg aber in erheblicherer Breite dringend müßten. Nein, es werden dementgegen weiterhin hauptsächlich Leute profitieren, die von außerhalb kommen, oder relativ sehr wenige von uns aus Hamburg, die auf kampnagel dann auch nur als Durchlauferhitzer behandelt werden, und nicht mit einer wirklich engagierten Verpflichtung und Teilhabe an Produktionsmitteln und Arbeitsmöglichkeiten gegen unsere skandalöse Mißachtung. Die Sparte Tanz und K3 sind besser gestellt und kein Gegenargument für die schiefe Haltung kampnagels, das unser natürlicher Partner sein sollte, aber sich leider nicht verantwortlich zeigt.

    Ich hoffe, der Dachverband beläßt es nicht bei dieser Unterschriftenaktion, sondern läßt Taten folgen und initiiert langfristig wirksame Aktionen: Ich würde mich freuen, wenn alle, die hier unterzeichnet haben, sehr bald in Hamburg zusammenkommen, um ihr kulturpolitisches Know-How im Bereich freies Theater (auch aus anderen Städten wie Berlin und Wien) sowie ihre körperliche Präsenz in einen Prozeß einzubringen, der innovative Strategien für das undenkbar scheinende Erreichen von Mehrheiten, Koalitionen und Allianzen im politischen Raum für die freie Theaterszene in Hamburg zum Ziel hat! – Der erste, m.E. wichtigste Schritt dazu läge darin, die Abgrenzung freie Szene/Staatstheater zu überwinden und statt eines bisherigen Gegeneinanders paradoxerweise die Möglichkeit ein „WIR“ aller Theatermacher inkl. der Institutionen (auch der Hochschulen) in Hamburg auszuloten! Oder wie erreichen wir sonst die zur Veränderung nötige ‚kritische Masse‘?

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  4. Johanna Freiburg (She She Pop und Gob Squad) schreibt:

    Ich unterstütze die Forderungen des Dachverbands. Es ist skandalös, daß sich seit der nun schon mehrere Jahre zurückliegenden“Potenzialanalyse der freien Theater- und Tanzszene in Hamburg“ die Situation nun sogar noch verschlechtert hat. Ich selbst musste vor mehr als 10 Jahren aus meiner Heimatstadt Hamburg wegziehen, weil die Arbeitsbedingungen bereits damals einfach zu schlecht waren: Hohe Lebenskosten, teure Mieten für Arbeitsräume, niedrige Einzelprojektförderungen für Wenige, keine längerfristigen Perspektiven für etablierte freie Künstler und Gruppen (vgl. Basisförderung und Konzeptförderung in Berlin) – und für Hamburger Künstler zahlt Kampnagel bis heute eine Abendgage, die sich, glaube ich, seit meinem ersten Auftritt dort vor fast 20 Jahren nicht erhöht hat! Wenn die Politik dies nicht versteht, bleiben professionellen Künstlern nur Selbstausbeutung oder Weggang…

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  5. Ich habe nochmal die Zahlen genauer angeschaut. Zwei Tatsachen sind mir aufgefallen.
    1. Drei Sparten: Theater, Performance, Musiktheater teilen sich einen Gesamtförderetat von 200.000€, während die Sparte Tanztheater die gleiche Summe auch 200.000€ erhält (die Summe ist gerundet, einer der beiden Etats lag bei circa 210.000€ und der andere bei 200.000).
    2. Es sind insgesamt in allen Sparten rund 150 Bewerbungen, wenn alle Projekte, die sich beworben haben die durchschnittliche Fördersumme von 21.000€ bekommen, dann wären das 3 Millionen Euro. Das ist die in der Potenzanalyse geforderte Fördersumme.

    Zwei Lösungen leite ich daraus ab:
    1. Sparten Theater, Musiktheater und Performance getrennt fördern und die jeweiligen Fördersummen an den Tanzetat angleichen.
    2. Alle Projekte, die sich bewerben fördern. Nicht zwingend alle mit 20.000 €, aber so, dass den Antragstellern ein Projekt ermöglicht würde.

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  6. […] Anlässlich der Mitteilung der Förderergebnisse der Hamburger Kulturbehörde hat der Dachverband eine Stellungnahme in Bezug auf die Einhaltung der Honoraruntergrenze formuliert und ruft zur Teilnahme anderer Verbände und Künstler*innen auf. Wir bitten um rege Beteiligung! Die Stellungsnahme findet sich unter https://dfdkblog.wordpress.com/2016/02/04/keine-perspektiven-fu%CC%88r-freischaffende-ku%CC%88nstler… […]

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  7. 26.02.2016

    Hamburg kann mehr – freien Tanz und freies Theater stärken!

    Der Bundesverband Freie Darstellende Künste unterstützt die Forderungen des Hamburger Dachverbands nach einer Aufstockung der Förderung der freien Szene. Die Zielstellung, faire Bezahlung in freien Kulturprojekten zu ermöglichen, muss sich im Etat niederschlagen.

    Hamburgs freie Tanz- und Theaterschaffende haben sich mit einem breiten Spektrum an künstlerisch anspruchsvollen Projekten einen festen Platz im Kulturleben der Stadt erstritten. Dies wird heute auch von politischer Seite mit stolzem Verweis auf immer wieder herausragende künstlerische Leistungen anerkannt. Das langjährige Bekenntnis der Hamburger Kulturbehörde zum internationalen Produktionszentrum Kampnagel, zum soeben mit dem Theaterpreis des Bundes ausgezeichneten „Fundus Theater“ oder zum jungen Festival „Hauptsache frei“ zeigen das.

    Ebenso war Hamburg eines der ersten deutschen Bundesländer, das vollkommen zu Recht das Ziel formuliert hat, Kunstförderung mit sozialer Verantwortung zu verbinden. Dazu gehört, dass öffentlich geförderte Kulturprojekte in die Lage versetzt werden, fair pay auch in der Freien Szene zu realisieren.

    Leider zeigt sich anhand der aktuellen Bekanntgabe der Projektförderungen in den freien Darstellenden Künsten 2016/17 deutlich, dass die Entwicklung der Förderung in Hamburg mit den politischen Zielstellungen nicht Schritt hält. Die bereits 2012 in der Potentialanalyse der Universität Hamburg angemahnte Aufstockung der Töpfe war mit der künstlerischen Entwicklung gut begründet. Sie hat bis heute nicht stattgefunden. Auch die Geschäftsstelle des Dachverbands ist nach wie nicht ausreichend finanziert.

    Die zum Teil leidenschaftlichen lokalen und nationalen Reaktionen auf die Stellungnahme zeigen: Die freie Szene erwartet zu Recht ein deutlich sichtbares Engagement der Kulturmetropole Hamburg für das freie Tanz- und Theaterschaffen, das unbestritten wesentliche Grundlage für das kulturelle Leben der Stadt ist.

    Der Bundesverband Freie Darstellende Künste unterstützt daher ausdrücklich die Forderung des Dachverbands Hamburg, den Worten nun Taten folgen zu lassen und die lange angekündigte Mittelaufstockung im Bereich der freien Darstellenden Künste zu realisieren. Das kann man vom Hamburger Senat kultur- und sozialpolitisch erwarten und das erwarten deshalb berechtigterweise unsere Kolleginnen und Kollegen in Hamburg.

    Der Vorstand des Bundesverband Freie Darstellende Künste
    Janina Benduski, Anne-Cathrin Lessel, Tom Wolter, Harald Redmer, Heike Scharpff, Ulrike Seybold, Axel Tangerding

    http://www.freie-theater.de

    Klicke, um auf freies-theater-projekte-16-17.pdf zuzugreifen

    Klicke, um auf potentialanalyse-freie-szene.pdf zuzugreifen

    ***

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  8. Ich unterstütze die Forderungen des Dachverbands in jeder Hinsicht. Als freischaffende Theaterproduzentin, Schauspielerin und Regisseurin sind mir die prekären Arbeitsbedingungen als freischaffende Künstlerin seit Jahren bekannt und jetzt mit zwei Kindern noch schwieriger zu meistern.

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